Missaglia, F., Ricci Garotti, F. (eds.), Deutsch als Fremdsprache in Italien. Gegenwärtige Tendenzen und Zukunftsperspektiven, Praesens Verlag, Wien 2025: 240 [https://hdl.handle.net/10807/326376]

Deutsch als Fremdsprache in Italien. Gegenwärtige Tendenzen und Zukunftsperspektiven

Missaglia, Federica
Primo
;
2025

Abstract

Nach den einleitenden Reflexionen der beiden Herausgeberinnen, Federica Missaglia (Università Cattolica del Sacro Cuore) und Federica Ricci Garotti (Università degli Studi di Trento), wird in unterschiedlicher Form über den Status und die Zukunftsperspektiven des Deutschen in der italienischen Bildungslandschaft reflektiert. Diese Standortbestimmung bildet das programmatische Fundament des Bandes. Die im Folgenden präsentierte grundlegende Bestands– aufnahme zur Rolle des Deutschen als Fremdsprache in Italien, die Reflexionen über zentrale Herausforderungen – wie die rückläufige Zahl von Lernenden und Lehrkräften – sowie die formulierten zukunftsorientierten Perspektiven, etwa im Hinblick auf Curricula, Lehrmittel und institutionelle Förderung, stehen paradigmatisch für die Leitfragen des Sammelbandes und markieren den programmati– schen Rahmen. Daran schließt sich die empirisch fundierte Untersuchung von Gianluca Cosentino (Università degli Studi di Cagliari), Federica Ricci Garotti (Università degli Studi di Trento) und Katharina Salzmann (Università degli Studi di Trento) an. Sie untersuchen die sprachliche Korrektheit italienischer DaF-Lernender im Hinblick auf unterschiedliche Einflussfaktoren – ein Beitrag, der empirische Evidenz mit didaktischen Schlussfolgerungen verbindet. Im regional fokussierten Beitrag von Vincenzo Damiazzi (Università Cattolica del Sacro Cuore) werden strukturelle und didaktische Herausforderungen des Faches in einer besonders dynamischen Region beleuchtet. Dabei wird deutlich, wie sehr regionale Bildungss– trategien und schulpolitische Strukturen die Position des Deutschen mitbestimmen. Die Fallstudie zur Lombardei illustriert exemplarisch die Ambivalenz zwischen institutionellen Defiziten und lokalen Bedürfnissen – ein Befund, der auch auf andere Regionen übertragbar ist. In einem weiteren thematischen Strang steht die Landeskunde im Mittelpunkt: Laura Santoni (Università La Sapienza) analysiert das vermittelte Deutschlandbild in italienischen Lehrwerken und fragt kritisch nach Stereotypen und didaktischer Aktualität. Durch eine Lehrwerkanalyse zeigt sie auf, wie kulturelle Narrative reproduziert werden und inwiefern stereotype Darstellungen das interkulturelle Lernen im DaF-Unterricht beeinflussen. Ihre Untersuchung regt zur Weiterentwicklung differenzierter, pluralitätsorientierter Lehrwerke an. Einen Brückenschlag zu naturwissenschaftlichen Fachsprachen vollzieht Daniela Sorrentino (Università della Calabria) in ihrem Beitrag zu Künstlicher Intelligenz und Mehrsprachigkeit im deutsch– sprachigen CLIL-Physikunterricht. Hier werden fächerübergreifende Perspektiven eröffnet, die den Zusammenhang zwischen Sprach– bildung, Fachlernen und digitalem Wandel thematisieren. Besonders bemerkenswert ist der interdisziplinäre Zugriff, der die Grenzen traditioneller DaF-Didaktik produktiv überschreitet. Weitere Beiträge widmen sich zentralen Fragen der Sprach– kompetenz: Federica Masiero (Università degli Studi di Padova) behandelt in ihrem Beitrag einen oft vernachlässigten, jedoch zentralen Aspekt schriftsprachlicher Kompetenz und analysiert die Interpunktionskompetenz italienischer Lernender am Beispiel der Kommasetzung. Ihre Studie gibt Einblick in lernerspezifische Schwierigkeiten bei der Zeichensetzung und leitet daraus konkrete didaktische Empfehlungen für einen expliziteren Umgang mit Inter– punktion im DaF-Unterricht ab. Ein sprach- und regionalpolitisch relevanter Beitrag folgt mit Romano Madaro (Università degli Studi di Verona), der sich mit der Rolle des deutschen Dialekts Tischlbongerisch, einer deutschsprachigen Varietät in Nordostitalien, beschäftigt. Hier werden Fragen der Sprachidentität, der Sprachvariation und der Grenzziehung zwischen Mutter- und Fremdsprache aufgeworfen – ein Beitrag, der über die konkrete Region hinausweist und grundsätzliche Diskussionen zur Sprachkategorisierung anstößt. Mit dem Beitrag von Miriam Morf (Università degli Studi di Macerata) wird ein innovativer Ansatz zur Förderung sprachlicher Bewusstheit und sogenannter innerer Mehrsprachigkeit vorgestellt. Durch einen rezeptionsorientierten Zugang zu schweizerdeutschen Varietäten soll ein metasprachliches Bewusstsein geschaffen werden, das über funktionale Sprachverwendung hinausgeht und die Mehr– sprachigkeit als Ressource begreift. Sibilla Cantarini (Università degli Studi di Verona) widmet sich lexikografischen Aspekten und untersucht die Darstellung deutscher Abtönungspartikeln in einem Wörterbuch. Mit lexikografischem Fokus untersucht sie dabei die Vermittlung pragmatischer Bedeu– tungen in Lernerwörterbüchern. Die Analyse legt offen, welche semantischen und funktionalen Aspekte in der lexikografischen Aufbereitung berücksichtigt (oder vernachlässigt) werden und welche Implikationen sich daraus für die Lernenden ergeben. Der Band schließt mit zwei Beiträgen, die weniger klassische DaF- Themen aufgreifen, jedoch das Spektrum fruchtbar erweitern: Mit ihrer literaturwissenschaftlich fundierten Analyse zur Stimme im Werk Ilse Aichingers bringt Renata Zanin (Libera Università di Bolzano) eine interpretative Dimension in den Band ein und öffnet den Blick für ästhetische Dimensionen des Spracherlebens. Durch eine eingehende Textanalyse und die Diskussion eigener Erfahrungen in der sprachdidaktischen Praxis eröffnet sie einen Zugang zur Stimme als sprachlicher wie narrativer Kategorie und schlägt damit eine Brücke zwischen Literaturwissenschaft und Sprachbewusstsein. Abschließend thematisiert Federica Missaglia (Università Cattolica del Sacro Cuore) in ihrem Beitrag die Rolle der Prosodie im DaF- Unterricht im digitalen Zeitalter. Der Fokus liegt auf der Verknüpfung prosodischer Forschung mit neuen technischen Möglichkeiten des Aussprachetrainings – ein Beitrag, der exemplarisch für die innovative Verbindung von Phonetik, Didaktik und Digitalisierung steht. Der vorliegende Sammelband versteht sich nicht als abschließende Bestandsaufnahme, sondern als Impulsgeber für die zukünftige Diskussion um Deutsch als Fremdsprache in Italien. Die hier ver– sammelten Beiträge zeigen die Vielschichtigkeit der Thematik, das breite Methodenspektrum der aktuellen Forschung und den Reichtum an Perspektiven, der durch die Verbindung theoriegeleiteter und empirischer Forschung mit didaktischer Reflexion entsteht. Sie machen zugleich deutlich, dass die Zukunft des Deutschen in Italien nicht nur eine Frage von Bildungspolitik oder Berufsanforderungen ist, sondern auch – und vielleicht vor allem – eine Frage der kulturellen Öffnung, der wissenschaftlichen Neugier und der didaktischen Kreativität.
2025
Tedesco
Missaglia, Federica; Ricci Garotti, Federica
978-3-7069-1294-5
Praesens Verlag
Missaglia, F., Ricci Garotti, F. (eds.), Deutsch als Fremdsprache in Italien. Gegenwärtige Tendenzen und Zukunftsperspektiven, Praesens Verlag, Wien 2025: 240 [https://hdl.handle.net/10807/326376]
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